AMC und Universal zerstören das Kinofenster

Neuigkeiten der Film- und Kinobranche, die nichts oder wenig mit Box Office zu tun haben
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AMC und Universal zerstören das Kinofenster

Beitrag von Mark_G » Dienstag 28. Juli 2020, 23:17

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Re: AMC und Universal zerstören das Kinofenster

Beitrag von student a.d. » Dienstag 28. Juli 2020, 23:48

Puh, keine guten Nachrichten leider.
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Re: AMC und Universal zerstören das Kinofenster

Beitrag von Invincible1958 » Mittwoch 29. Juli 2020, 00:04

Wie kann man also Kino nur so einem Deal zustimmen?
Selbst wenn AMC Prozente der VOD-Einnahmen erhält, kann das am Ende den Kinos nicht mehr helfen als ein langes Kinofenster.

Wenn Universal das in Europa mit James Bond macht (ich hoffe nicht), dann sollte EON Productions sich zweimal überlegen, ob sie den nächsten Film wieder mit Universal als Partner rausbringen.

Die Kinos schaufeln sich ihr eigenes Grab.

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Re: AMC und Universal zerstören das Kinofenster

Beitrag von Taipan » Mittwoch 29. Juli 2020, 07:09

Taipan hat geschrieben:
Dienstag 28. Juli 2020, 06:23
Es herrscht von beiden Seiten aus Druck und deswegen gehe ich davon aus, dass die neue Realität nach Corona sich in der Mitte von "gleichzeitig Kino und VoD" und "drei Monate exklusiv" treffen wird. Also zB vier Wochen Kino und dann VoD ohne allgemeingültige Regel für alle Filme sondern mit Fall zu Fall Regelungen.
Invincible1958 hat geschrieben:
Dienstag 28. Juli 2020, 09:58
Das mag alles auf kleine und mittlere Filme zutreffen, aber bei teuren $100 Mio+ Produktionen glaube ich nicht daran.
(beide Zitate aus dem Tenet Thread)

Jetzt hatte ich nicht mal mehr 24 Stunden Zeit, um zu unterstreichen, dass es keine allgemeingültige Regel mehr geben wird, sondern Fall zu Fall Regelungen und schon gibt es die neue Regelung.

Am zweiten Wochenende weiß man ja ganz genau, obs ein Langläufer wird oder nicht und dann wird eben geguckt, ob es über das dritte WE hinaus geht mit Kinoexklusivität. Wenn da auf einmal der nächste Avatar anläuft, wird Universal einen Teufel tun und nach zwei Wochen sagen "So dat wars, den nehmen wir raus". Bei FF9 und nem zweiten WE Absturz von über 60 % auf der anderen Seite reichen dann aber 17 Tage Kinoauswertung aus, da der Hype dann eh weg ist. Familien- und Animationsfilme dagegen werden sicherlich länger im Kino laufen, da es hier keinen Hypefaktor gibt, bzw. wenn doch wie zB Bei Incredibles 2 dann trotzdem noch genug Leute, die den später gucken wollen.

Für die Kinos ist die Abmachung auch nicht so schlecht, wie hier vermutet. Die meisten Besucher sind nunmal am Anfang dabei und drei Wochen später sind ja eh die nächsten ein oder zwei Blockbuster am Start. Diejenigen, die in der vierten Woche in einen Film gehen, der nicht durch Awards und/oder Mundpropaganda "gewachsen" ist, sondern ganz normal läuft, gehen eh nicht genau wegen diesem einen Film ins Kino, sondern weil sie generell gerade Lust haben ins Kino zu gehen. Die nehmen dann also einfach den neuen Blockbuster und die Gesamtbesucherzahlen werden sich nicht großartig verschlechtern. Eher bietet die kurze Exlusivität -wenn sie richtig beworben wird- ein gutes Potential mehr Leute ins Kino zu locken.

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Re: AMC und Universal zerstören das Kinofenster

Beitrag von Lativ » Donnerstag 30. Juli 2020, 17:13

Das ist das Ende der Langläufer, so ein Phänomen wie ZBF wird es dann nicht mehr geben.

So langsam frage ich mich ernsthaft ob die Kinos sich mit ihrem Womöglichen ende schon abgefunden haben und nur versuchen für sich noch das beste rauszuholen.
Als ob man *Was IN DEM fall ja gut ist* zur Atomkraft nein Danke sagt, die Werke abbaut und zusieht wie das Finanziell mit den Betreibern zu vereinbaren ist nur das dort der Staat hilft.

Sprich eine Übergangsphase und dann ist Schluss.


Unfassbar Frustrierend diese Hilflosigkeit, dabei zuschauen zu müssen. :(

Das wär nur zu Verhindern wenn das Öffentliche Internet sterben würde, auf seiner kompletten breite ganz gleich wieviel schaden das bedeutet. Wird nicht wenige geben die es schon bedauern das es damals der Öffentlichkeit zugänglich gemacht wurde.

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Re: AMC und Universal zerstören das Kinofenster

Beitrag von Mark_G » Donnerstag 30. Juli 2020, 23:19

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Re: AMC und Universal zerstören das Kinofenster

Beitrag von RotheFarmer » Samstag 1. August 2020, 08:33

Hier eine Aussage zu dem AMC-Universal Deal von der zweit größten Kinokette der Welt.

https://deadline.com/2020/07/cineworld- ... 202998245/

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Re: AMC und Universal zerstören das Kinofenster

Beitrag von Mara » Sonntag 2. August 2020, 22:27

Taipan hat geschrieben:
Mittwoch 29. Juli 2020, 07:09
Für die Kinos ist die Abmachung auch nicht so schlecht, wie hier vermutet. Die meisten Besucher sind nunmal am Anfang dabei und drei Wochen später sind ja eh die nächsten ein oder zwei Blockbuster am Start. Diejenigen, die in der vierten Woche in einen Film gehen, der nicht durch Awards und/oder Mundpropaganda "gewachsen" ist, sondern ganz normal läuft, gehen eh nicht genau wegen diesem einen Film ins Kino, sondern weil sie generell gerade Lust haben ins Kino zu gehen. Die nehmen dann also einfach den neuen Blockbuster und die Gesamtbesucherzahlen werden sich nicht großartig verschlechtern. Eher bietet die kurze Exlusivität -wenn sie richtig beworben wird- ein gutes Potential mehr Leute ins Kino zu locken.
Gibt es denn Umfragen / Studien, die dieses Verhalten belegen? Ich kenne nämlich niemanden, der nach diesem Prinzip ins Kino geht, und da Kino als teuer empfunden wird, kann ich mir auch nur schwer vorstellen, dass massenhaft Leute irgendeinen x-beliebigen Film ansehen, nur weil ihnen gerade mal einfällt, dass man mal wieder ins Kino gehen könnte.

Gründe für einen späteren Kinobesuch sind aus meinem Erfahrungsumfeld andere: Noch keine Zeit gehabt / noch keinen passenden Termin gefunden / gemeinsamer Besuch mit Freunden muss noch koordiniert werden. Man geht generell lieber später, wenn es nicht mehr so voll ist (weniger "Störfaktoren"). Man merkt sich keine exakten Startdaten, sondern grob "vor Weihnachten" oder "im April" und schaut dann irgendwann um die Zeit herum, ob der Film schon im Programm ist, wenn irgendwer sagt, der läuft jetzt übrigens oder wenn man am Kino vorbeikommt und ein Plakat sieht. Man wird erst später von jemandem auf einen Film aufmerksam gemacht (was nicht identisch mit einem großen Mundpropaganda-Erfolg sein muss, das geht auch auf "kleiner Flamme").

Filme schon nach einem zweiten, nicht ausreichend erfolgreichen Wochenende ins Streaming zu geben, knabbert den "Mittelbau" des Kinos mE von drei Seiten erheblich an:

1. Die Gelegenheitskinogänger, die sich so verhalten, wie oben beschrieben, werden abgeschreckt und demotiviert, wenn sie Filme schon in der dritten Woche nicht mehr oder nur noch zu "Ladenhüter-Terminen" im Programm finden.

2. Die Megaerfolge werden gegenüber den Filmen mit mittleren Zuschauerzahlen (noch weiter) gestärkt, da letztere die Chancen auf längere Laufzeiten verlieren und nur erstere längerfristig zu sehen sind. Kinoprogramm wird weniger divers und attraktiv, da überall nur noch dieselben 2-3 aktuellsten und 2-3 erfolgreichsten Filme angeboten werden.

3. Die nachspielenden kleinen Kinos schauen möglicherweise ganz in die Röhre, weil sie erst zum Zuge kommen, wenn die Filme längst im Streaming sind.

Ja, ich weiß, dass es (im Moment?) nur um das Ende der Kinoexklusivität und nicht um ein Kinoverbot für die Filme geht. Aber es wird dann doch darauf hinauslaufen, dass einige Kinos sie aus dem Programm nehmen, weil es sich nicht mehr lohnt, und andere, weil sie die Parallelauswertung boykottieren. Und Streamingdienste können erfahrungsgemäß die Hälse nicht vollkriegen, die werden früher oder später darüber hinaus verlangen, dass mit ihrem Auswertungsfenster das Kinofenster beendet wird, weil ihnen damit ein paar Abonnenten durch die Lappen gehen könnten.

Wirklich überhaupt keine guten Aussichten, aber es war schon zu Beginn der Corona-Krise zu befürchten...

Lativ hat geschrieben:
Donnerstag 30. Juli 2020, 17:13
Unfassbar Frustrierend diese Hilflosigkeit, dabei zuschauen zu müssen. :(
Noch frustrierter und hilfloser fühlt man sich, wenn man selbst nicht verantworten kann, in dieser Krisensituation seinen kleinen bescheidenen Beitrag zu etwas mehr Zuschauern zu leisten, indem man selbst hingeht oder andere Leute dazu animinert...

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Re: AMC und Universal zerstören das Kinofenster

Beitrag von Taipan » Montag 3. August 2020, 07:14

Mara hat geschrieben:
Sonntag 2. August 2020, 22:27
Taipan hat geschrieben:
Mittwoch 29. Juli 2020, 07:09
Für die Kinos ist die Abmachung auch nicht so schlecht, wie hier vermutet. Die meisten Besucher sind nunmal am Anfang dabei und drei Wochen später sind ja eh die nächsten ein oder zwei Blockbuster am Start. Diejenigen, die in der vierten Woche in einen Film gehen, der nicht durch Awards und/oder Mundpropaganda "gewachsen" ist, sondern ganz normal läuft, gehen eh nicht genau wegen diesem einen Film ins Kino, sondern weil sie generell gerade Lust haben ins Kino zu gehen. Die nehmen dann also einfach den neuen Blockbuster und die Gesamtbesucherzahlen werden sich nicht großartig verschlechtern. Eher bietet die kurze Exlusivität -wenn sie richtig beworben wird- ein gutes Potential mehr Leute ins Kino zu locken.
Gibt es denn Umfragen / Studien, die dieses Verhalten belegen? Ich kenne nämlich niemanden, der nach diesem Prinzip ins Kino geht, und da Kino als teuer empfunden wird, kann ich mir auch nur schwer vorstellen, dass massenhaft Leute irgendeinen x-beliebigen Film ansehen, nur weil ihnen gerade mal einfällt, dass man mal wieder ins Kino gehen könnte.
Ja gibt es. https://www.ffa.de/kinobesucher-2019.html

Seite 24 zB zeigt ganz gut, wann die Leute ins Kino gehen:
2/3 der Kinobesuche finden in den ersten drei Wochen statt. Also genau der Zeitraum, den ich anspreche und der jetzt auch vereinbart wurde. (Bzw hatte ich ja vier Wochen vorgeschlagen, was dann 3/4 aller Kinobesuche einschließen würde)
Danach geht es rapide bergab und es findet nochmals eine Erholung ab Woche 12 statt. Diese späte Erholung deutet stark darauf hin, dass es sich bei Filmen, die nach Woche 3 geschaut werden, in erster Linie um Langläufer und Arthaus Filme handelt und diese habe ich ja explizit in meiner Darstellung ausgenommen und wie gesagt auch Universal wird keine Mundpropaganda und Award Filme nach der dritten Woche rausnehmen.

Studien, die belegen, dass ein Gut mehr nachgefragt wird, wenn es rar und exklusiv ist (oder erscheint) habe ich nicht herausgesucht, aber das ist jetzt ja auch nicht gerade Geheimwissen, sondern allgemein volkswirtschaftlich seit Jahrzehnten belegt und extensiv im Marketing genutzt ("limitierte Ausgaben", "Angebot gilt nur diese Woche", etc.)
Mara hat geschrieben:
Sonntag 2. August 2020, 22:27
Gründe für einen späteren Kinobesuch sind aus meinem Erfahrungsumfeld andere: Noch keine Zeit gehabt / noch keinen passenden Termin gefunden / gemeinsamer Besuch mit Freunden muss noch koordiniert werden. Man geht generell lieber später, wenn es nicht mehr so voll ist (weniger "Störfaktoren"). Man merkt sich keine exakten Startdaten, sondern grob "vor Weihnachten" oder "im April" und schaut dann irgendwann um die Zeit herum, ob der Film schon im Programm ist, wenn irgendwer sagt, der läuft jetzt übrigens oder wenn man am Kino vorbeikommt und ein Plakat sieht. Man wird erst später von jemandem auf einen Film aufmerksam gemacht (was nicht identisch mit einem großen Mundpropaganda-Erfolg sein muss, das geht auch auf "kleiner Flamme").
Dass Du solche Erfahrungen machst, mag ja sein. Es liegt wohl aber eher daran, dass Deine "Umfrage-Zielgruppe" nicht repräsentativ für die Bevölkerung ist.
Mara hat geschrieben:
Sonntag 2. August 2020, 22:27
1. Die Gelegenheitskinogänger, die sich so verhalten, wie oben beschrieben, werden abgeschreckt und demotiviert, wenn sie Filme schon in der dritten Woche nicht mehr oder nur noch zu "Ladenhüter-Terminen" im Programm finden.
Gilt wieder nur für Programmkino. Gelegenheitskinogänger, dei einen Blockbuster in den vierten Woche (oder später) schauen, wollen nicht ins Kino um unbedingt Avengers Endgame zu gucken, sondern um ins Kino zu gehen
Mara hat geschrieben:
Sonntag 2. August 2020, 22:27
2. Die Megaerfolge werden gegenüber den Filmen mit mittleren Zuschauerzahlen (noch weiter) gestärkt, da letztere die Chancen auf längere Laufzeiten verlieren und nur erstere längerfristig zu sehen sind. Kinoprogramm wird weniger divers und attraktiv, da überall nur noch dieselben 2-3 aktuellsten und 2-3 erfolgreichsten Filme angeboten werden.
Ich sage schon seit längerem, dass Mittelware keinen Platz mehr im Kino hat, sondern im Streaming sein wird. Weniger attraktiv macht das Kino allerdings nicht, da es die Arthaus Schiene nicht betrifft.

Gerne nochmal zum Merken, da das in meinen Posts hier um Forum immer wieder überlesen oder ignoriert wird (obwohl ich es eigentlich jedesmal betone): Arthaus wird es weiterhin geben, in genau dem Umfang, den es jetzt gibt. Es geht nicht um Arthaus, Arthaus ist gut und hat seinen Platz, Arthaus wird nicht aussterben. Niemand will Arthaus töten.

Will Ferrell Komödien und Jason Statham Filme wird es im Kino aber nicht mehr geben.
Mara hat geschrieben:
Sonntag 2. August 2020, 22:27
Und Streamingdienste können erfahrungsgemäß die Hälse nicht vollkriegen, die werden früher oder später darüber hinaus verlangen, dass mit ihrem Auswertungsfenster das Kinofenster beendet wird, weil ihnen damit ein paar Abonnenten durch die Lappen gehen könnten.
Nette Zusatzinfo aus der FFA Studie im letzten Kapitel über die bösen Streaming Dienste: Leute, die Streaming nutzen, gehen häufiger ins Kino als Leute, die kein Streaming nutzen ;)

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Re: AMC und Universal zerstören das Kinofenster

Beitrag von Mara » Freitag 7. August 2020, 22:11

Taipan hat geschrieben:
Mittwoch 29. Juli 2020, 07:09
Seite 24 zB zeigt ganz gut, wann die Leute ins Kino gehen:
2/3 der Kinobesuche finden in den ersten drei Wochen statt. Also genau der Zeitraum, den ich anspreche und der jetzt auch vereinbart wurde. (Bzw hatte ich ja vier Wochen vorgeschlagen, was dann 3/4 aller Kinobesuche einschließen würde)
Danach geht es rapide bergab und es findet nochmals eine Erholung ab Woche 12 statt. Diese späte Erholung deutet stark darauf hin, dass es sich bei Filmen, die nach Woche 3 geschaut werden, in erster Linie um Langläufer und Arthaus Filme handelt und diese habe ich ja explizit in meiner Darstellung ausgenommen und wie gesagt auch Universal wird keine Mundpropaganda und Award Filme nach der dritten Woche rausnehmen.
Das hast Du mich wohl falsch verstanden: Ich wollte nicht in Zweifel ziehen, dass der große Ansturm in den ersten Wochen stattfindet. Es ging mir nur um die Beweggründe für das "Später-Gehen".

Die Erholung ab Woche 12 klingt mir übrigens nach einem Nachspielerkino-Effekt.

Dass Du solche Erfahrungen machst, mag ja sein. Es liegt wohl aber eher daran, dass Deine "Umfrage-Zielgruppe" nicht repräsentativ für die Bevölkerung ist.
Ja, mag sein, dass ich und mein Umfeld mit unserem Verhalten "Exoten" sind. Mein Eindruck war allerdings bisher, dass das Kino auf alle Besuchswilligen angewiesen ist und es somit durchaus von Interesse ist, auch solchen "Exoten" etwas anbieten zu können.

Ich sage schon seit längerem, dass Mittelware keinen Platz mehr im Kino hat, sondern im Streaming sein wird. Weniger attraktiv macht das Kino allerdings nicht, da es die Arthaus Schiene nicht betrifft.
Ich finde es sehr riskant, in einer Situation, wo sowieso schon um das Publikum gerungen wird, das Angebot und somit auch das potenzielle Publikum auf zwei Randgruppen zu reduzieren, die Megablockbuster a la Superhelden, Star Wars und Disney für die eher Jungen und "Intellektuellen-Filme", die (überspitzt gesagt) man nicht versteht und/oder aus denen man deprimiert herauskommt.

Wo bleibt da die berüchtigte Mitte der Gesellschaft, die einfach nur eine nette Unterhaltung haben will? Die Mittelware hat ja immerhin mittlere Zuschauerzahlen, und über eine größere Anzahl von Filmen kommt da auch einiges zusammen, auch wenn kein einzelner Film der Überflieger ist.

Das würde mich übrigens wirklich mal interessieren, vielleicht hat ja einer von euch Zahlen-Experten sowas schonmal ausgewertet: Wie sieht denn das summierte Zuschauerverhältnis aus zwischen Blockbustern, Mittelware und Arthouse? (Wobei das sicherlich schon allein deshalb schwierig ist, weil insbesondere die Abgrenzung von Arthouse ziemlich schwammig ist.)

Und dann wie schon gesagt noch die Auswirkung auf die Kinos an sich: Nach diesem Modell würde Kino wohl nur noch in Großstädten / Ballungsräumen stattfinden. Dort würden die großen Kettenkinos stehen, mit einer Handvoll Riesensäle für die paar jeweils neuesten / erfolgversprechendsten / erfolgreichsten Filme und da würden sich aufgrund der Publikumsdichte ein paar kleine Arthouse-Kinos halten.

Die Kinos in der Fläche hätten auf Dauer keine Chance, was sich dann letztlich auch die Arthouse-Zuschauerzahlen anknabbern würde, denn während die "Jugend" vom Land aus noch in größerer Zahl in die Blockbuster-Kinos fahren würde, würde das Arthouse-Publikum, das im Moment Filme einfach deswegen mitnimmt, weil sie im lokalen Kino laufen, eher selten den Weg auf sich nehmen.

Das (dauerhafte) Überleben von Arthouse kann also auch keiner garantieren. (Mal abgesehen davon, dass es keineswegs hinkommt, dass ich schon beruhigt / zufrieden / glücklich bin, solange Arthouse überlebt.)

Will Ferrell Komödien und Jason Statham Filme wird es im Kino aber nicht mehr geben.
Äh, OK, wenn Du sowas meinst, das kann von mir aus nicht nur im Kino, sondern generell nicht mehr stattfinden. :D

Nette Zusatzinfo aus der FFA Studie im letzten Kapitel über die bösen Streaming Dienste: Leute, die Streaming nutzen, gehen häufiger ins Kino als Leute, die kein Streaming nutzen ;)
Vermutlich, weil diese Gruppe generell medienaffiner ist, mehr Zeit zur Verfügung hat, usw. Gleichzeitig steht auf der letzten Seite aber auch, dass SvoD in allen Altersgruppen ab 20 Jahren an Bedeutung gewonnen hat und bei den 20- bis 29-Jährigen erstmals mehr
als die Hälfte des Umsatzes des Kino- und Videomarkts ausmacht.

Man könnte diese Informationen auch so kombinieren, dass in der Gruppe, die wenigstens noch am häufigsten ins Kino geht, die Konkurrenz des Streaming immer größer wird.

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Re: AMC und Universal zerstören das Kinofenster

Beitrag von Taipan » Samstag 8. August 2020, 07:49

Mara hat geschrieben:
Freitag 7. August 2020, 22:11
Die Erholung ab Woche 12 klingt mir übrigens nach einem Nachspielerkino-Effekt.
Die Erholung rührt daher, dass ab Woche 12 ein viel längerer Zeitraum in einen Block gefasst wird (nämlich bis zum Ende der Laufzeit) Insofern erscheint es mir logisch, dass es sich hier in erster Linie um Langläufer handelt, die entweder zB zur Award Saison gestartet werden und durch immer wiederkehrende Erwähnung in den Medien aufgrund von Nominierungen und ggf. dann gewonnener Preise ein stabiles Zuschauerniveau halten oder unbekanntere Kinderfilme, da es nicht immer ein neues Angebot für Familien mit kleineren Kindern gibt.

Sollte es sich um einen Nachspielerkino-Effekt handeln, würde dies ja auch Blockbuster in gleichem Maße betreffen. Das ist ja aber nicht der Fall.
Mara hat geschrieben:
Freitag 7. August 2020, 22:11
Ich finde es sehr riskant, in einer Situation, wo sowieso schon um das Publikum gerungen wird, das Angebot und somit auch das potenzielle Publikum auf zwei Randgruppen zu reduzieren, die Megablockbuster a la Superhelden, Star Wars und Disney für die eher Jungen und "Intellektuellen-Filme", die (überspitzt gesagt) man nicht versteht und/oder aus denen man deprimiert herauskommt.

Wo bleibt da die berüchtigte Mitte der Gesellschaft, die einfach nur eine nette Unterhaltung haben will? Die Mittelware hat ja immerhin mittlere Zuschauerzahlen, und über eine größere Anzahl von Filmen kommt da auch einiges zusammen, auch wenn kein einzelner Film der Überflieger ist.
Also mMn sind Blockbuster (die ja nicht nur aus Comics und Star Wars bestehen) genau das was "die Mitte der Gesellschaft" gucken will. Deswegen werden sie ja zu Blockbustern. Du hast ja Recht, dass bei der Mittelware ein nicht unerheblicher Teil an Zuschauern zusammen kommt, aber die sind dann nicht weg, wenn es diese Filme nicht mehr im Kino gibt, sondern verteilen sich auf andere.

Ich kann den Gedanken, dass ein größeres und vielfältigeres Angebot automatisch zu mehr Konsumenten führt, nicht nachvollziehen. Ich weiß auch, dass ich damit eher in der Minderheit bin und die meisten sagen "Wieso ist doch gut, dass es so viel Auswahl gibt, dann ist für jeden was dabei" und insbesondere die Marketingabteilungen von Unternehmen vertreten ganz stark diese Meinung (sonst hätten sie ja auch keine Arbeit mehr ;) )
Aber das ist mMn ein Trugschluss. Genauso wie bei Schokoladengeschmacksrichtungen. Jedes Jahr kommen zig neue Geschmäcker auf den Markt und diese tragen auch einen erheblichen Anteil zum Jahresumsatz bei. Allerdings nicht, weil sie eine wirkliche Verbesserung darstellen, sondern weil sie stärker beworben, besser platziert und hübscher verpackt sind als die alten Sorten. Daraus ergibt sich dann eine selbsterfüllende Prophezeiung ala "Seht her die neuen Marken sind wichtig, die machen viel Geld. Also mehr davon"
In Wirklichkeit braucht diese Sorten aber niemand. Würde es nur die paar Standardgeschmäcker geben, die es schon seit Jahrzehnten gibt (Vollmilch, dunkle Schokolade, mit Nüssen, Nougat, Marzipan, Joguhrt) , würde nicht ein einziger Mensch auf der ganzen Welt auch nur einen Bissen weniger Schokolade essen.

Deswegen halte ich auch diese Schlussfolgerung für falsch:
Mara hat geschrieben:
Freitag 7. August 2020, 22:11
Und dann wie schon gesagt noch die Auswirkung auf die Kinos an sich: Nach diesem Modell würde Kino wohl nur noch in Großstädten / Ballungsräumen stattfinden. Dort würden die großen Kettenkinos stehen, mit einer Handvoll Riesensäle für die paar jeweils neuesten / erfolgversprechendsten / erfolgreichsten Filme und da würden sich aufgrund der Publikumsdichte ein paar kleine Arthouse-Kinos halten.
Die Kinos in der Fläche hätten trotzdem genug Material, das sie spielen können und es wäre für jeden Geschmack etwas dabei.

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Re: AMC und Universal zerstören das Kinofenster

Beitrag von cinefab » Samstag 8. August 2020, 23:55

Taipan hat geschrieben:
Samstag 8. August 2020, 07:49
Würde es nur die paar Standardgeschmäcker geben, die es schon seit Jahrzehnten gibt (Vollmilch, dunkle Schokolade, mit Nüssen, Nougat, Marzipan, Joguhrt) , würde nicht ein einziger Mensch auf der ganzen Welt auch nur einen Bissen weniger Schokolade essen.
Hier wäre einer :)
Vollkommen OFF-Topic:
Ich kaufe nie Schokolade, es sei denn ich werde von einer dieser "Sondersorten" getriggert. Natürlich muss die dann auch im Gang stehen, da ich sie sonst gar nicht wahrnehmen würde (ich gehe ja nicht an das Schokoladenregal). Aber wenn da ne normale Sorte im Angebot im Weg steht ignoriere ich sie immer.

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Re: AMC und Universal zerstören das Kinofenster

Beitrag von Mara » Sonntag 9. August 2020, 16:54

Taipan hat geschrieben:
Samstag 8. August 2020, 07:49
Die Erholung rührt daher, dass ab Woche 12 ein viel längerer Zeitraum in einen Block gefasst wird (nämlich bis zum Ende der Laufzeit)
Dann ist es aber auch keine Erholung, sondern ein statistischer Effekt, der sauber bereinigt werden müsste, um wirklich etwas bewerten zu können.

Sollte es sich um einen Nachspielerkino-Effekt handeln, würde dies ja auch Blockbuster in gleichem Maße betreffen. Das ist ja aber nicht der Fall.
Es wäre möglich, dass es bei Blockbustern in Relation zur Gesamtzuschauerzahl so wenig ist, dass man es nicht so wahrnimmt.

Oder die Nachspielerkinos nehmen Blockbuster weniger ins Programm, weil sich ihr Publikum eher für anderes interessiert.

Also mMn sind Blockbuster (die ja nicht nur aus Comics und Star Wars bestehen) genau das was "die Mitte der Gesellschaft" gucken will. Deswegen werden sie ja zu Blockbustern.
Jain. Nicht die "Mitte der Gesellschaft", sondern die Masse derjenigen, die überhaupt noch ins Kino geht. Die "Mitte der Gesellschaft" geht gar nicht oder maximal alle Jubeljahre ins Kino, das ist ja das Problem hierzulande. Was diese Leute mögen würden, was sie dazu bewegen könnte, (häufiger) ins Kino zu gehen, darüber kann man nur spekulieren. Da Blockbuster aber allgegenwärtig sind und man daher von ihnen noch am ehesten mitbekommt, dass sie im Kino laufen, scheinen die es nicht zu sein.

Du hast ja Recht, dass bei der Mittelware ein nicht unerheblicher Teil an Zuschauern zusammen kommt, aber die sind dann nicht weg, wenn es diese Filme nicht mehr im Kino gibt, sondern verteilen sich auf andere.
Ich kann mir nicht vorstellen, dass jemand, dessen Art von Filmen nicht mehr im Kino gezeigt wird, dann einfach in eine andere Art von Filmen geht. Er geht vielmehr gar nicht mehr.

insbesondere die Marketingabteilungen von Unternehmen vertreten ganz stark diese Meinung (sonst hätten sie ja auch keine Arbeit mehr ;) )
Da bin ich ja (ausnahmsweise) mal froh, dass die existieren. :P

In Wirklichkeit braucht diese Sorten aber niemand. Würde es nur die paar Standardgeschmäcker geben, die es schon seit Jahrzehnten gibt (Vollmilch, dunkle Schokolade, mit Nüssen, Nougat, Marzipan, Joguhrt) , würde nicht ein einziger Mensch auf der ganzen Welt auch nur einen Bissen weniger Schokolade essen.
Für den Vergleich mit dem Verschwinden der Mittelware aus dem Kino müsste man eher das Szenario betrachten, dass eine wichtige Sorte komplett vom Markt genommen würde. Da würde es sicher eine Menge Leute geben, die keine Schokolade mehr oder zumindest deutlich weniger essen würden, weil es eben ihre Lieblingssorte bzw. die einzige, die sie gemocht haben, nicht mehr gibt.

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Re: AMC und Universal zerstören das Kinofenster

Beitrag von Invincible1958 » Sonntag 9. August 2020, 17:13

Mara hat geschrieben:
Sonntag 9. August 2020, 16:54
Du hast ja Recht, dass bei der Mittelware ein nicht unerheblicher Teil an Zuschauern zusammen kommt, aber die sind dann nicht weg, wenn es diese Filme nicht mehr im Kino gibt, sondern verteilen sich auf andere.
Ich kann mir nicht vorstellen, dass jemand, dessen Art von Filmen nicht mehr im Kino gezeigt wird, dann einfach in eine andere Art von Filmen geht. Er geht vielmehr gar nicht mehr.
Das sehe ich ähnlich.

Ich habe im Verwandtenkreis genau so ein Publikum, welches sich "Mittelware", also Filme wie "Green Book", "Monsieur Claude", "Parasite", "Yesterday" und Co. anschaut, also mainstreamige mittelgroße Filme, die aber nicht den Blockbuster-Bombast mit sich schleppen - aber eben auch kein Arthouse sind, keine Kunstfilme für eine kleine, ausgewählt Zielgruppe.
Und dieses Publikum wird dann nicht auf einmal zu Marvel und Star Wars abwandern oder in die andere Richtung zum Kunstkino. Die blieben dann einfach weg, denke ich.

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