AMC und Universal zerstören das Kinofenster
Verfasst: Dienstag 28. Juli 2020, 23:17
Taipan hat geschrieben: ↑Dienstag 28. Juli 2020, 06:23Es herrscht von beiden Seiten aus Druck und deswegen gehe ich davon aus, dass die neue Realität nach Corona sich in der Mitte von "gleichzeitig Kino und VoD" und "drei Monate exklusiv" treffen wird. Also zB vier Wochen Kino und dann VoD ohne allgemeingültige Regel für alle Filme sondern mit Fall zu Fall Regelungen.
(beide Zitate aus dem Tenet Thread)Invincible1958 hat geschrieben: ↑Dienstag 28. Juli 2020, 09:58Das mag alles auf kleine und mittlere Filme zutreffen, aber bei teuren $100 Mio+ Produktionen glaube ich nicht daran.
Gibt es denn Umfragen / Studien, die dieses Verhalten belegen? Ich kenne nämlich niemanden, der nach diesem Prinzip ins Kino geht, und da Kino als teuer empfunden wird, kann ich mir auch nur schwer vorstellen, dass massenhaft Leute irgendeinen x-beliebigen Film ansehen, nur weil ihnen gerade mal einfällt, dass man mal wieder ins Kino gehen könnte.Taipan hat geschrieben: ↑Mittwoch 29. Juli 2020, 07:09Für die Kinos ist die Abmachung auch nicht so schlecht, wie hier vermutet. Die meisten Besucher sind nunmal am Anfang dabei und drei Wochen später sind ja eh die nächsten ein oder zwei Blockbuster am Start. Diejenigen, die in der vierten Woche in einen Film gehen, der nicht durch Awards und/oder Mundpropaganda "gewachsen" ist, sondern ganz normal läuft, gehen eh nicht genau wegen diesem einen Film ins Kino, sondern weil sie generell gerade Lust haben ins Kino zu gehen. Die nehmen dann also einfach den neuen Blockbuster und die Gesamtbesucherzahlen werden sich nicht großartig verschlechtern. Eher bietet die kurze Exlusivität -wenn sie richtig beworben wird- ein gutes Potential mehr Leute ins Kino zu locken.
Noch frustrierter und hilfloser fühlt man sich, wenn man selbst nicht verantworten kann, in dieser Krisensituation seinen kleinen bescheidenen Beitrag zu etwas mehr Zuschauern zu leisten, indem man selbst hingeht oder andere Leute dazu animinert...
Ja gibt es. https://www.ffa.de/kinobesucher-2019.htmlMara hat geschrieben: ↑Sonntag 2. August 2020, 22:27Gibt es denn Umfragen / Studien, die dieses Verhalten belegen? Ich kenne nämlich niemanden, der nach diesem Prinzip ins Kino geht, und da Kino als teuer empfunden wird, kann ich mir auch nur schwer vorstellen, dass massenhaft Leute irgendeinen x-beliebigen Film ansehen, nur weil ihnen gerade mal einfällt, dass man mal wieder ins Kino gehen könnte.Taipan hat geschrieben: ↑Mittwoch 29. Juli 2020, 07:09Für die Kinos ist die Abmachung auch nicht so schlecht, wie hier vermutet. Die meisten Besucher sind nunmal am Anfang dabei und drei Wochen später sind ja eh die nächsten ein oder zwei Blockbuster am Start. Diejenigen, die in der vierten Woche in einen Film gehen, der nicht durch Awards und/oder Mundpropaganda "gewachsen" ist, sondern ganz normal läuft, gehen eh nicht genau wegen diesem einen Film ins Kino, sondern weil sie generell gerade Lust haben ins Kino zu gehen. Die nehmen dann also einfach den neuen Blockbuster und die Gesamtbesucherzahlen werden sich nicht großartig verschlechtern. Eher bietet die kurze Exlusivität -wenn sie richtig beworben wird- ein gutes Potential mehr Leute ins Kino zu locken.
Dass Du solche Erfahrungen machst, mag ja sein. Es liegt wohl aber eher daran, dass Deine "Umfrage-Zielgruppe" nicht repräsentativ für die Bevölkerung ist.Mara hat geschrieben: ↑Sonntag 2. August 2020, 22:27Gründe für einen späteren Kinobesuch sind aus meinem Erfahrungsumfeld andere: Noch keine Zeit gehabt / noch keinen passenden Termin gefunden / gemeinsamer Besuch mit Freunden muss noch koordiniert werden. Man geht generell lieber später, wenn es nicht mehr so voll ist (weniger "Störfaktoren"). Man merkt sich keine exakten Startdaten, sondern grob "vor Weihnachten" oder "im April" und schaut dann irgendwann um die Zeit herum, ob der Film schon im Programm ist, wenn irgendwer sagt, der läuft jetzt übrigens oder wenn man am Kino vorbeikommt und ein Plakat sieht. Man wird erst später von jemandem auf einen Film aufmerksam gemacht (was nicht identisch mit einem großen Mundpropaganda-Erfolg sein muss, das geht auch auf "kleiner Flamme").
Gilt wieder nur für Programmkino. Gelegenheitskinogänger, dei einen Blockbuster in den vierten Woche (oder später) schauen, wollen nicht ins Kino um unbedingt Avengers Endgame zu gucken, sondern um ins Kino zu gehen
Ich sage schon seit längerem, dass Mittelware keinen Platz mehr im Kino hat, sondern im Streaming sein wird. Weniger attraktiv macht das Kino allerdings nicht, da es die Arthaus Schiene nicht betrifft.Mara hat geschrieben: ↑Sonntag 2. August 2020, 22:272. Die Megaerfolge werden gegenüber den Filmen mit mittleren Zuschauerzahlen (noch weiter) gestärkt, da letztere die Chancen auf längere Laufzeiten verlieren und nur erstere längerfristig zu sehen sind. Kinoprogramm wird weniger divers und attraktiv, da überall nur noch dieselben 2-3 aktuellsten und 2-3 erfolgreichsten Filme angeboten werden.
Nette Zusatzinfo aus der FFA Studie im letzten Kapitel über die bösen Streaming Dienste: Leute, die Streaming nutzen, gehen häufiger ins Kino als Leute, die kein Streaming nutzenMara hat geschrieben: ↑Sonntag 2. August 2020, 22:27Und Streamingdienste können erfahrungsgemäß die Hälse nicht vollkriegen, die werden früher oder später darüber hinaus verlangen, dass mit ihrem Auswertungsfenster das Kinofenster beendet wird, weil ihnen damit ein paar Abonnenten durch die Lappen gehen könnten.
Das hast Du mich wohl falsch verstanden: Ich wollte nicht in Zweifel ziehen, dass der große Ansturm in den ersten Wochen stattfindet. Es ging mir nur um die Beweggründe für das "Später-Gehen".Taipan hat geschrieben: ↑Mittwoch 29. Juli 2020, 07:09Seite 24 zB zeigt ganz gut, wann die Leute ins Kino gehen:
2/3 der Kinobesuche finden in den ersten drei Wochen statt. Also genau der Zeitraum, den ich anspreche und der jetzt auch vereinbart wurde. (Bzw hatte ich ja vier Wochen vorgeschlagen, was dann 3/4 aller Kinobesuche einschließen würde)
Danach geht es rapide bergab und es findet nochmals eine Erholung ab Woche 12 statt. Diese späte Erholung deutet stark darauf hin, dass es sich bei Filmen, die nach Woche 3 geschaut werden, in erster Linie um Langläufer und Arthaus Filme handelt und diese habe ich ja explizit in meiner Darstellung ausgenommen und wie gesagt auch Universal wird keine Mundpropaganda und Award Filme nach der dritten Woche rausnehmen.
Ja, mag sein, dass ich und mein Umfeld mit unserem Verhalten "Exoten" sind. Mein Eindruck war allerdings bisher, dass das Kino auf alle Besuchswilligen angewiesen ist und es somit durchaus von Interesse ist, auch solchen "Exoten" etwas anbieten zu können.Dass Du solche Erfahrungen machst, mag ja sein. Es liegt wohl aber eher daran, dass Deine "Umfrage-Zielgruppe" nicht repräsentativ für die Bevölkerung ist.
Ich finde es sehr riskant, in einer Situation, wo sowieso schon um das Publikum gerungen wird, das Angebot und somit auch das potenzielle Publikum auf zwei Randgruppen zu reduzieren, die Megablockbuster a la Superhelden, Star Wars und Disney für die eher Jungen und "Intellektuellen-Filme", die (überspitzt gesagt) man nicht versteht und/oder aus denen man deprimiert herauskommt.Ich sage schon seit längerem, dass Mittelware keinen Platz mehr im Kino hat, sondern im Streaming sein wird. Weniger attraktiv macht das Kino allerdings nicht, da es die Arthaus Schiene nicht betrifft.
Äh, OK, wenn Du sowas meinst, das kann von mir aus nicht nur im Kino, sondern generell nicht mehr stattfinden.Will Ferrell Komödien und Jason Statham Filme wird es im Kino aber nicht mehr geben.
Vermutlich, weil diese Gruppe generell medienaffiner ist, mehr Zeit zur Verfügung hat, usw. Gleichzeitig steht auf der letzten Seite aber auch, dass SvoD in allen Altersgruppen ab 20 Jahren an Bedeutung gewonnen hat und bei den 20- bis 29-Jährigen erstmals mehrNette Zusatzinfo aus der FFA Studie im letzten Kapitel über die bösen Streaming Dienste: Leute, die Streaming nutzen, gehen häufiger ins Kino als Leute, die kein Streaming nutzen
Die Erholung rührt daher, dass ab Woche 12 ein viel längerer Zeitraum in einen Block gefasst wird (nämlich bis zum Ende der Laufzeit) Insofern erscheint es mir logisch, dass es sich hier in erster Linie um Langläufer handelt, die entweder zB zur Award Saison gestartet werden und durch immer wiederkehrende Erwähnung in den Medien aufgrund von Nominierungen und ggf. dann gewonnener Preise ein stabiles Zuschauerniveau halten oder unbekanntere Kinderfilme, da es nicht immer ein neues Angebot für Familien mit kleineren Kindern gibt.
Also mMn sind Blockbuster (die ja nicht nur aus Comics und Star Wars bestehen) genau das was "die Mitte der Gesellschaft" gucken will. Deswegen werden sie ja zu Blockbustern. Du hast ja Recht, dass bei der Mittelware ein nicht unerheblicher Teil an Zuschauern zusammen kommt, aber die sind dann nicht weg, wenn es diese Filme nicht mehr im Kino gibt, sondern verteilen sich auf andere.Mara hat geschrieben: ↑Freitag 7. August 2020, 22:11Ich finde es sehr riskant, in einer Situation, wo sowieso schon um das Publikum gerungen wird, das Angebot und somit auch das potenzielle Publikum auf zwei Randgruppen zu reduzieren, die Megablockbuster a la Superhelden, Star Wars und Disney für die eher Jungen und "Intellektuellen-Filme", die (überspitzt gesagt) man nicht versteht und/oder aus denen man deprimiert herauskommt.
Wo bleibt da die berüchtigte Mitte der Gesellschaft, die einfach nur eine nette Unterhaltung haben will? Die Mittelware hat ja immerhin mittlere Zuschauerzahlen, und über eine größere Anzahl von Filmen kommt da auch einiges zusammen, auch wenn kein einzelner Film der Überflieger ist.
Die Kinos in der Fläche hätten trotzdem genug Material, das sie spielen können und es wäre für jeden Geschmack etwas dabei.Mara hat geschrieben: ↑Freitag 7. August 2020, 22:11Und dann wie schon gesagt noch die Auswirkung auf die Kinos an sich: Nach diesem Modell würde Kino wohl nur noch in Großstädten / Ballungsräumen stattfinden. Dort würden die großen Kettenkinos stehen, mit einer Handvoll Riesensäle für die paar jeweils neuesten / erfolgversprechendsten / erfolgreichsten Filme und da würden sich aufgrund der Publikumsdichte ein paar kleine Arthouse-Kinos halten.
Hier wäre einerTaipan hat geschrieben: ↑Samstag 8. August 2020, 07:49Würde es nur die paar Standardgeschmäcker geben, die es schon seit Jahrzehnten gibt (Vollmilch, dunkle Schokolade, mit Nüssen, Nougat, Marzipan, Joguhrt) , würde nicht ein einziger Mensch auf der ganzen Welt auch nur einen Bissen weniger Schokolade essen.
Dann ist es aber auch keine Erholung, sondern ein statistischer Effekt, der sauber bereinigt werden müsste, um wirklich etwas bewerten zu können.
Es wäre möglich, dass es bei Blockbustern in Relation zur Gesamtzuschauerzahl so wenig ist, dass man es nicht so wahrnimmt.Sollte es sich um einen Nachspielerkino-Effekt handeln, würde dies ja auch Blockbuster in gleichem Maße betreffen. Das ist ja aber nicht der Fall.
Jain. Nicht die "Mitte der Gesellschaft", sondern die Masse derjenigen, die überhaupt noch ins Kino geht. Die "Mitte der Gesellschaft" geht gar nicht oder maximal alle Jubeljahre ins Kino, das ist ja das Problem hierzulande. Was diese Leute mögen würden, was sie dazu bewegen könnte, (häufiger) ins Kino zu gehen, darüber kann man nur spekulieren. Da Blockbuster aber allgegenwärtig sind und man daher von ihnen noch am ehesten mitbekommt, dass sie im Kino laufen, scheinen die es nicht zu sein.Also mMn sind Blockbuster (die ja nicht nur aus Comics und Star Wars bestehen) genau das was "die Mitte der Gesellschaft" gucken will. Deswegen werden sie ja zu Blockbustern.
Ich kann mir nicht vorstellen, dass jemand, dessen Art von Filmen nicht mehr im Kino gezeigt wird, dann einfach in eine andere Art von Filmen geht. Er geht vielmehr gar nicht mehr.Du hast ja Recht, dass bei der Mittelware ein nicht unerheblicher Teil an Zuschauern zusammen kommt, aber die sind dann nicht weg, wenn es diese Filme nicht mehr im Kino gibt, sondern verteilen sich auf andere.
Da bin ich ja (ausnahmsweise) mal froh, dass die existieren.insbesondere die Marketingabteilungen von Unternehmen vertreten ganz stark diese Meinung (sonst hätten sie ja auch keine Arbeit mehr )
Für den Vergleich mit dem Verschwinden der Mittelware aus dem Kino müsste man eher das Szenario betrachten, dass eine wichtige Sorte komplett vom Markt genommen würde. Da würde es sicher eine Menge Leute geben, die keine Schokolade mehr oder zumindest deutlich weniger essen würden, weil es eben ihre Lieblingssorte bzw. die einzige, die sie gemocht haben, nicht mehr gibt.In Wirklichkeit braucht diese Sorten aber niemand. Würde es nur die paar Standardgeschmäcker geben, die es schon seit Jahrzehnten gibt (Vollmilch, dunkle Schokolade, mit Nüssen, Nougat, Marzipan, Joguhrt) , würde nicht ein einziger Mensch auf der ganzen Welt auch nur einen Bissen weniger Schokolade essen.
Das sehe ich ähnlich.Mara hat geschrieben: ↑Sonntag 9. August 2020, 16:54Ich kann mir nicht vorstellen, dass jemand, dessen Art von Filmen nicht mehr im Kino gezeigt wird, dann einfach in eine andere Art von Filmen geht. Er geht vielmehr gar nicht mehr.Du hast ja Recht, dass bei der Mittelware ein nicht unerheblicher Teil an Zuschauern zusammen kommt, aber die sind dann nicht weg, wenn es diese Filme nicht mehr im Kino gibt, sondern verteilen sich auf andere.