Noch vor ein paar Monaten (Ende März/Anfang April) wurde offen darüber diskutiert, ob wir nach dem Shutdown wieder zum hektischen "höher, schneller, weiter"-Leben von davor zurückwollen. Oder ob wir nicht ein bisschen bewusster Leben,, und alles einen Tick entschleunigen sollten.
Ein Teil davon wäre auch, sich explizit auf einen Film einzulassen und ihn bewusst wahrzunehmen. Das geht für die meisten Menschen nur im Kino.
Ich würde wetten, dass 75% aller Leute, die Filme nur oder hauptsächlich über Streaming-Plattformen zuhause gucken, bei kaum einem Film wirklich zu 100% fokussiert waren.
Dieses "Ich konsumiere alles nur noch in Häppchen, weil ich mich sowieso nicht länger als 20 Minuten auf eine Sache konzentrieren kann" verschlimmert seit Jahren den ganzen Zustand der Kulturbranche. Wenn in einer Netflix-Serie nicht in der ersten Folge in den ersten 5 Minuten entweder jemand Sex hat oder anderweitige Action vorkommt, dann wird die Serie womöglich von einem Großteil der potetiellen Zuschauer nicht weiter verfolgt.
Eine Einstiegsszene wie in "Spiel mir das Lied vom Tod" würde die Netflix-Generation gar nicht durchhalten. Und das ist schade.
Aber zum Glück gibt es ja vereinzelnd Kulturschaffende, die auch weiterhin dafür kämpfen, dass nicht überall das Tempo hochgefahren wird.